Montag, 3. Juli 2006

erste verhandlung

Tag um tag schleppte sich mühsam voran. meine eltern schickten mir einige tücher, dunkel, aus wolle, aus seide und aus einem dieser kunststoffe, wie sie gerade modern wurden. das weiß der wände wechselte mit dem weiß der bediensteten, dem weiß der zimmerdecken und der konturlosen landschaft hinter ebensolchen gardinen. meine wirklichkeit bestand aus schlaf, sehr viel davon, aus essen, ebenfalls reichlich und besinnung.

und wieder befand ich mich in einer gruft, in diesem mausoleum für die verirrten, hier musste ich hausen, verschlungen vom allgegenwärtigen weiß. ausgesperrt die freuden des lebenden, lebendigen, die musik, die dichtkunst, tanz und erzählen. meine einzige erbauung lag in der betrachtung des dientsmädchens, welches uns das essen bescherte und einem gelegentlichem blickwechsel zwischen dem alten zittergreis und der rotwangigen matrone, welche meinen stuhl am esstisch flankierten. Das klappern der löffel bei tisch ward mir zum tönenden komplizen. seltener anspruch an mein hören, nur schwester hildegard warf mir gelegentliche wortfetzen entgegen, kurze befehle, die tageszeit, hin und wieder ein blechernes lachen aus bläulich-weißen lippen.

so rettete ich mich zwischen licht und schatten, schweigen und starren ins neue jahr. Auch der neujahrstag war durchwoben von einer milchigen stille, dumpf schollen geräusche aus der küche herauf, auf den gängen vernahm man das schlurfen der gebeugten, und mir war, als ginge ein zirpen und ein flüstern durch die rohre der zentralheizung. ich lag rücklings in einem meiner leinenkittelchen auf dem bett und warf mit meinen händen schattenspiele auf das weiß der zimmerdecke. da ging der schlüssel, schwester hildegard trat ein dr. brodesser meint, es sei an der zeit für ein ausführliches gespräch.

ich wäre barfuß durch den schnee gewandert, bis ans ende der welt wär ich gereist für ein paar worte. doch es war ja nur die treppe hinab durch die halle und ein stück weit den korridor hinunter.

dr. brodesser saß nicht unter seinem bild. er stand am fenster und umklammerte die gardine wie ein bootsmann das segeltau. schwester hildegard schloß lautlos die tür. nun stand ich da mitten im zimmer unter einem kronleuchter, dessen kristalle glänzten wie gletschereis in der untergehenden wintersonne.

„nun, mein kind. ich habe gehört, es geht dir besser.“ und ohne sich umzudrehen fuhr er fort. „du isst manierlich, deine blutwerte sind bemerkenswert, ich denke, es ist an der zeit, dass wir beide uns einmal ein wenig besser kennenlernen.“ ich sehe ihm fest in die augen. seine brille wirft meinen blick zurück. doch hinter der reflektion entdecke ich eine unbestimmte gier, wie sie sich auflöst in schimmerndem tränenwasser. ein gieriges krokodil, lauernd im schilfgras. das opfer, frohgemut und unbedacht. gerissen, genommen. „wie oft?“ er versteht nicht. „wie oft soll ich ihnen zu willen sein, damit ich hier rauskann.“ er senkt für einen moment den kopf, dann schaut er empor als fände er die antwort im schimmernden kristall. er nähert sich, ich kann ihn atmen, er verspricht mir leben, freiheit. liebe als materialismus, eine wunderbare idee. zwei rosstäuscher verhandeln ihr gelüst. er umschlingt mich, küsst mich in die ecke, atmet mich gegen die wand. fest greife ich seinen arm, mit der kraft des bedrohten schafes drücke ich ihn zurück, fixiere seinen blick. „erst die antwort.“ „wie kann ich denn, habe ich die ware doch noch nicht getestet.“ „und wenn sie gefällt, was sind meine garantien“ „du musst vertrauen.“ „ich will den schlüssel. den zu meinem zimmer.“ „es ist zu deinem schutz. man weiß doch nie, wes wirrer geist ..“ „dann schließ ich ab. von innen.“ und ich nehme seine hand, lecke seine fingerspitzen. dann erlaube ich sie an meinen busen. er atmet mich und ich atme ihn und sauge seine fingerspitzen und sie wandern und reiben meine scham und ich taste nach seinem gürtel und entblöße seinen unterleib und nehme sein glied zwischen meine brüste und lasse ihn tanzen, ganz sanft, auf und nieder und meine hände greifen und sein glied tanzt und kreist zwischen meinen brüsten und meine knospen blühen auf und er tanzt den tanz der kobra, wiegt auf, wiegt ab und vor und hoch und presst und reibt und wir sinken und sinken und sinken.

und ich liege auf meinem bett, beobachte das schattenspiel meiner hände an der zimmerdecke und die tür ist verschlossen und ich sehe den schlüssel, wie er steckt, dort im schloss...

noblesse horizontale

ein callgirl erinnert sich

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danke DIR NOCH MEHR
beeindruckend und toll geschrieben.......
roman libbertz (Gast) - 23. Feb, 15:48

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