Samstag, 17. Juni 2006

lerche und rotkehlchen

Wir schliefen, aßen und wir lernten, wir töpferten und lasen, wir sangen und schwiegen und beteten und beobachteten die größeren von uns, wie sie den garten bearbeiteten unter den strengen blicken der flores-schwestern. die kartoffeln wurden gegraben und die rüben gezogen. dann fielen die letzten äpfel. die wochen zogen dahin, die wolkenbilder am himmel welchselten größe, farbe struktur, die sonne ging dahinter auf oder auch davor, ging unter und wieder auf, unter, auf. mal zeigt sie sich gar nicht, malte den tag in einem nichtsdurchdringenden nebelgrau. november.

es war samstag und wir hatten ausgang. als schülerinnen der letzten klasse war es uns gestattet, das gelände nach dem mittagessen verlassen. ohne besondere erlaubnis mussten wir uns um sechs allerdings wieder einfinden. So traten wir hinaus, spannten ein schirmchen auf, gerade große genug, um zwei dicht gedrängte köpfe zu beherbergen.

ein mosiger steig führte vom kloster direkt hinab ins tal. es gab auch eine straße, doch der weg war viel zu lang für unsere kostbare, kurze zeit. doch regnete es schon seit tagen und wir hatten angst, auf dem nassen, steilen pfad auszugleiten und uns unsere kleider zu beschmutzen. denn auch dies hätte nur wieder schmach und strafe für uns bedeutet. schweren herzens entschlossen wir und also für die straße, die sich grau und träge den berg hinabwälzte. schon waren die klostermauern ausser sicht, da plötzlich näherte sich ein wagen. Es war einer jener teuren, edlen und sehr vornehm dukelgrauen mercedes automobile, wie ihn auf rebeccas vater fuhr, ein reicher, zum katholizismus konvertierter jüdischer bankier, der der letalen phobie unserer damals jüngsten vergangenheit glücklicher weise zusammen mit der familie in seinem schweizer exil entkommen war.

etwas war anders mit diesem wagen. so hatte er keinen kofferraum sondern war im fond langezogen. seine hinteren fenster verhüllten gardinen von der gleichen farbe und beschaffenheit des novemberhimmels, welcher schwer und müde über unseren köpfen spannte. der wagen zog mit uns gleich und verlangsamte seine fahrt. ein fenster wurde heruntergekurbelt, daraus es sogleich ein einem fort sprach: wohin des wegs, ihr schönen? ins dorf, auf zu großen abenteuern? ihr seid sicher schülerinnen der ehrwürdigen schwestern. und ihr habt heute ausgang. eine anständige sitte, soll man doch hübsche junge nymphchen wie euch nicht wegsperren, sonst werdet ihr am ende noch verstockte alte jungfern.

ich schaute zu rebecca, rebecca schaute zum fenster und ein mann schaute daraus auf uns. er lächelte und sprach sogleich weiter: „ihr werdet es nicht gut haben unter eurem paraplue, reicht er doch kaum für einen kopf wie den meinen. wenn ihr mögt, dann chauffier’ ich euch ein stück des wegs? nun? oder habt ihr etwa angst?“

mit dem automobil hätten wir ein gutes stück unserer verlorenen zeit wieder eingeholt, ja vielleicht sogar noch etwas dazu gewonnen. also willigten wir ein, wohl ein wenig zögerlich. doch der vornehme herr entstieg seinem wagen und bat uns nach hinten, öffnete die flügeltür des fonds und wies uns an, hinauf zu klettern. darinnen lag nichts als ein paar purpurne und schwarze kissen. darauf sollten wir es uns getrost bequem machen.

so fuhren wir eine kleine weile wie in einem holzkarussell, mal rechts herum, dann wieder links und immer bergab. aber dann... der wagen verlangsamte seine fahrt, kies knirschte unter seinen schweren rädern. stille. knirschende schritte brachen die stille.. eine zweite stimme. gemurmel. niemand öffnete uns die tür. und wir wagten nicht, es selbst zu tun. und endlich wieder knirschte der kies unter eiligen schritten. die hecktüre öffnete sich und der feine herr – er trug übrigens einen cut aus feinem englischen tuch in der art, wie mein vater ihn liebte – der herr also ließ uns aussteigen. wir befanden uns auf dem kiesbedeckten platz vor einer villa, deren massiger quader weiß dem novembergrau des himmel trotze. eine breite steinteppe führte zum eingang. doch unser wohlmeinder fahrer wies uns einen anderen weg. vorbei an buchsgesäumten rabatten, in denen immergrüne bodendecker dem nahenden winter die stirn baten. dann sahen wir die kleine grüne tür. das war nicht der ort, den zu besuchen wir uns vorgestellt hatten. aber wir wussten auch, dass wir, was immer uns hier jetzt erwartete, keine andere wahl hatten als das spiel zu spielen, dessen karten unser gastgeber längst gemischt hatte. und verteilt, wie wir gleich sehen sollten.

hinter der tür befand sich eine schmale treppe. ein modriger geruch verriet uns, dass sie uns in den keller bringen würde. rebecca drängte sich dicht an mich, im dämmerlicht des kellerkorridors funkelten ihre augen wir die einer katze, der man ein streichholz vorhält. auch mein herz wurde klamm. doch schon befanden wir uns in einem hohen raum. überall waren kerzen aufgestellt, große, liliengeschmückte, wie man sie in der kirche findet. An den wänden feiner stoff, eierschalener seidengrund mit allerlei gefiedertem getier, très japonais. den boden deckte ein weicher, schwarzer flor. und in der mitte stand ein sarg, groß, schwarz, offen auf einem schweren marmorsockel. darin kissen von der gleichen art, wie wir sie schon im wagen gesehen hatten. da seltsamste aber war der deckel. er bestand aus zwei gleich großen teilen.

unser gastgeber lächelte traurig. und dann goß er erneut worte über uns aus: „ich kenne die regeln eurer erziehungsanstalt sehr wohl. meine schwester war mit dem kloster sehr vertraut auch sie wurde dort erzogen, meine über alles geliebte schwester. ihr zum gedenken habe ich dieses refugium errichtet. denn keinen tag mehr als 25 jahre hatte unser schöpfer für sie übrig. wir alt seid ihr, meine nymphchen? nun, keine angst, ihr sollt kein opfer meiner rache für das kurze, blühende leben meiner schwester werden, ich möchte euch einzig bitten, mir bei meiner andacht für sie eine weile zur seite zu stehen. niemand wird etwas erfahren. Wollt ihr, o ja bitte, sagt ja. ja ich sehe, ich sagt ja. oh bitte kommt, meine vögelein, lasst mich euch ein paar angemessene kleider bringen.“

er reichte mir einen dünnen weißen umhang, knopflos und aus seide und einen purpurseidenen schal. rebecca aber brachte er einen schwarzen kaftan. ein langer schlitz reichte vom gesäß bis zu den knöcheln. er führte uns hinter einen paravent, bat uns diese kleider anzutun, und nur diese. dann ging er hinaus.

als er wieder eintrat, wir warteten bereits nach seinen wünschen gekleidet dort, wo er uns verlassen hatte, wussten wir zunächst nicht, ob wir seine maskerade zum lachen oder zum schrecken finden sollten. auf dem kopf trug er einen federbusch in den farben des eichelhähers, die augen verbarg er hinter einer schwarzen maske. dazu trug er immer noch den cut, mit einem silbernen kummerbund um den nackten bauch. und auch der rest seines körpers war bloß bis auf die füße, welche in vogelkrallenähnlichen pantoffeln steckten. rebecca schrie verzweifelt auf, als er nach ihr griff, wollte sich entwinden doch schon ergossen sich beruhigende worte in ihren nacken: „komm, meine kleine lerche, hab keine angst, wir werden fliegen, ganz hoch, ganz weit und du wirst dich frei fühlen, ganz frei. ich weiß es, denn ich kann zaubern.“ und zum beweis schwang er sein erregtes glied wie ein magier seinen stab. Er führte uns nun zu dem sarg und hieß mich hineinsteigen. „komm, mein vögelein, streck dich nur aus, komm, lehn dich zurück, ja, so ists gut, schön tief in die kissen“. er drapierte die purpurne schärpe über meiner brust. dann zwang er meine schenkel auseinander und bat mit sanfter stimme, sie über den sargrand zu spreizen. er beugte sich dicht über mein gesicht, schürzte die lippen. ich schloss die augen, erwartete seinen kuss und meinen schrei, doch beide kamen nicht, sein mund wanderte tiefer und presste seine haarigen lippenwülste gegen meine haarlosen lustlippchen. sanft, kühl und zungenlos. etwas in mir jubilierte, vibrierte, da war sie wieder, die lustvolle angst des verbotenen, ja vielleicht sogar tödlichen vergnügens. ich war versucht, mich ihm entgegenzurecken. da wand er sich ab und rebecca zu und bat sie höflich, sich auf den sockel zu knien.

„andacht erfordert kniefall. erfordert demut. neige dein haupt, meine lerche, presse es in den schoß deiner gefährtin. und nun lass mich dich verzaubern. ich möchte, dass ihr singt, meine vögelchen, lasst uns jubilieren, du meine lerche, du! teile deine freuden mit meinem rotkehlchen. auf das auch es singen mag so schön es kann. singt meine vögelchen, singt auf. es kann euch niemand hören.“

und er stieß rebecca von hinten, sie schrie und er nahm ihren kopf und drückte ihn auf meinen lustmund und er schnappte und öffnete, entwand sich und wurde zurückgezwungen und ich spreizte und er stieß und rebecca schrie und blut lief über ihre beine und er stieß und krähte und scharrte mit den pantoffeln und rebecca schrie und entleerte sich und er krähte lauter und presste ihren mund wieder auf meine scham und ich spreizte und wand mich ihr entgegen und erfuhr ihre zunge, ihre zähne, reibend, fliehend und ihr mund stöhnte und ihr atem rann über meine scham und flutete sie und er stieß langsamer und sie gab auf und wurde gefügsam und öffnete ihren mund und schrie nicht mehr und leckte den süße salzgen lustsaft und ich schrie und er rief, „sing mein rotkehlchen, flieg meine lerche.“ und ich schrie und sang und sang und rebecca sang und flog, flog höher kam zurück und ich sang und flog ihr entgegen und er sang und flog tief in rebecca. und ich sang nicht mehr und rebecca flog nicht mehr und er krähte nicht mehr und zauberte nicht mehr, doch sein stab steckte in ihr und ich stieß sie von mir, mein gesang war zu ende sie sanken zu boden und lösten sich doch nicht.

„oh mein rotkehlchen, hilf mir, zieh mein schwert , befrei es, sei mein könig artus und ziehe das schwert aus dem stein.“ und ich ergriff den schaft und zog es und es glitt heraus, blutig und fest und ich hätts gern genommen und wieder versenkt. rebecca aber erhob sich weinend, zitternd und verlangte nach wasser. und er tränkte sie, legte sie auf die kissen und nahm mich beiseite tadelnd. „nein mein nymphchen, mein gutes rotkehlchen, dein schatz soll noch verschlossen sein, der rubin soll nicht fließen, nicht eher, als bis ich glaube, dass du reif bist. du bist auserwählt, mich zu retten, mir die schwester zu sein, die mich verließ.“ dann zog er eine uhr aus der tasche seines cuts und bestimmte, dass es zeit für uns wäre, uns wieder anzukleiden, wenn wir uns denn nicht verspäten wollten.

schweigend stiegen wir in unsere kleider und ich wusste nicht, wie ich rebecca hätte trösten können. unser gastgeber fuhr uns zurück bis zu der stelle, an der wir uns begegnet waren. zum abschied drückte er uns die hände. es fühlte sich seltsam an. als wir sie wieder öffneten, lag ein gefalteter geldschein darin.

von diesem tage an würde ich vorsichtiger sein

noblesse horizontale

ein callgirl erinnert sich

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danke DIR NOCH MEHR
beeindruckend und toll geschrieben.......
roman libbertz (Gast) - 23. Feb, 15:48

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